CD Brahms 2 TLS 2018
Vor allem aber zeigt die Aufnahme, dass solche Bearbeitungen über alle Marketingstrategien hinaus ihren eigenen künstlerischen Wert hatten. So strebte schon Brahms mit einer Reduktion des Orchestersatzes nicht nach dokumentarischer Vollständigkeit, sondern nach einer Klarheit, die die Grossbesetzung nicht erlaubt. Und die Interpretation der Luzerner Klavierduos führt das folgerichtig weiter, Der Klang wird von der Aufnahmetechnik nicht aufgebläht oder gekittet, und die dadurch gewonnene Klarheit und Transparenz stellt die bei Brahms wichtigen motivischen Bezüge sezierend klar heraus.
So hört man das Werk ungewohnt und wie neu. Vielstimmige Verästelungen werden blossgelegt, lyrisch singende Melodien und das Dialogisieren der Stimmen im zweiten Satz treten aus pianistischen Figurationen umso plastischer hervor, die Bässe bleiben bis in tiefe Triller hinein (eine Imitation der Paukenwirbel) umrissscharf. Tutti-Aufschwünge setzt das Duo nicht mit massigem Pomp um, sondern mit einer Spannung im Klang, die Grösse und durchaus Wucht suggeriert. In den folkloristisch inspirierten rhythmischen Entladungen des dritten und vierten Satzes erreicht dieses Spiel zu zweit eine Verve, die mit der Grossbesetzung kaum zu erreichen ist.
Urs Mattenberger